So, jetzt sind ein paar Tage seit der Wahl in Thüringen und Sachsen vergangen und leider ist genau das eingetreten, was ich befürchtet habe und was auf gar keinen Fall passieren darf. Aus der ursprünglichen Fassungslosigkeit und Wut, hat sich Enttäuschung und sogar ein Stück weit Resignation (in mir) breitgemacht. Um dem entgegenzuwirken und auch mir selbst Mut zu machen, nutze ich einmal mehr meinen Blog, denn das Schreiben ist für mich schon lange ein wichtiges Ventil. <3

Ich habe die Tage viel gelesen, mich mit dem Osten und der vermeintlichen Argumentation von Seiten der Pro-AfD-Wähler*innen (ganz bewusst gegendert) beschäftigt und so richtig weitergebracht hat es mich nicht. 🙁 Ich versuch’s wirklich zu verstehen, aber ohne bemerkenswerten Erfolg. Wären das alles waschechte Faschos und sie würden allesamt sagen, dass sie rechts sind und sie Ausländer hassen und deswegen ist die AfD deren Partei, dann wäre das zwar auch schlimm, dass ca.ein Drittel eines Bundeslandes rechts wählt, und engstirnig/dumm sowieso, aber dann würde ich es begreifen. Aber auf diversen Kanälen versuchen sich bekennende AfD-Wähler*innen dafür zu rechtfertigen, dass das keine „Nazi-Partei“ ist und das alles (nach wie vor) von den Medien aufgebauscht wird. Dass Björn selbst im eigenen Wahlkreis kein Direktmandat erzielt, weil man sich mehrheitlich dann doch einig zu sein scheint, dass der Vollpfosten nicht duldbar ist, spricht doch Bände. Und trotzdem erhält eine, selbst vom Verfassungsschutz, als „Nazi-Partei“ eingestufte Partei derartig viele Stimmen. Das will mir einfach nicht in die bunte und schon etwas matischige Birne.

Aber das ist nicht das Schlimm(st)e, was mir wirklich Sorgen macht ist unser Umgang damit. Vor zwei drei Wochen waren diesen kleinkarierten Arschlöcher*innen auch schon da, hatten sehr viel Aufmerksamkeit, für meinen Geschmack deutlich zuviel, und mir ging es trotzdem gut. Ich habe versucht BUNT UND LAUT zu sein und so gut es geht versucht mich dagegen zu wehren. Mir ging es gut und ich habe mein/unser privilegiertes Leben genossen. Auch wenn für mich völlig klar ist, dass ich nicht in einem Land leben möchte/werde, erst recht nicht mit Familie, dass nicht „nur“ rechts regiert werden könnte (bewusst Konjunktiv), sondern selbst demokratische Parteien immer mehr den Hang zum rechten Lager haben, vielleicht sogar bald zunehmend mit rechten Parteien koalieren. Ganz zu schweigen davon, dass das schon zum zweiten Mal passiert und man nahezu den gleichen Fehler erneut macht. Jetzt mal ehrlich, wie dumm, blind und beratungsresistent kann man sein.

Dann kam die Wahl und die fiel wirklich erschreckend aus. Ein klares Zeichen des so lang befürchteten und zitierten Rechtsrucks, einfach unfassbar, wenn auch absehbar, mindestens ernüchternd. Und seitdem ist es bei mir/uns/in meinem Kopf schlichtweg nicht mehr das Gleiche. Ich stelle immer wieder fest, wie meine Gedanken Luftlöcher in die Gegend starren, ich immer wieder grüble und mir viele Gedanken darüber mache was wird und wie sich das noch weiter „entwickelt“. Ich bin irgendwie trauriger und leerer seitdem. Die Tage habe ich bei Sedar Somncu einen Beitrag gelesen der lautete so oder so ähnlich „Das kann doch kein Zufall sein, bei 33% der Stimmen 88 Sitze..“! Was ich durchaus berechtigt und tatsächlich auch sehr lustig fand, wenn natürlich auch schwarzer Humor. Einer der Kommentare, ich bin mir ehrlich gesagt nicht mehr sich, ob unter dem oder einem anderen Beitrag, das spielt aber auch keine Rolle. Jedenfalls lautete der „nicht lustig, darüber macht man keine Witze…“ – Und genau das sehe ich anders. Ganz im Gegenteil sogar. Spätestens wenn uns diese faschistoiden, homophoben, Verschwörungstheoretiker*innen-Kackvögel, die zwanghaft nach einer Sündenböckin, das ist dann wohl eine Ziege, für deren eigenes Schweitern suchen, das Lachen genommen und uns zum Schweigen gebracht haben, dann ist die allerhöchste Alarmstufe geboten.

Nachdenklich zu sein und demütig sich selbst zu reflektieren wie gut es einem geht und, dass das alles nicht selbstverständlich ist, schadet vermutlich niemandem von uns. Aber wir dürfen uns einfach nicht entmutigen lassen. Gerade jetzt müssen wir so BUNT UND LAUT sein wie noch nie und wir müssen es auch bleiben. Der Rassismus in diesem Land und auch generell darf auf gar keinen Fall salonfähig werden/bleiben. Wir müssen uns mit allem dagegenstellen was wir haben und wer wir sind, schon allein den Generationen nach uns zu Liebe. Auch wenn das jetzt schon wieder so abgedroschen klingt, aber ich hab‘ heute wirklich ein Appell an uns alle: wir dürfen diesen Bodensatz der Gesellschaft nicht in unsere Köpfe lassen und schon gar nicht dürfen wir uns das Lachen nehmen lassen.

Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Berthold Brecht)

In dem Sinne, passt auf euch, lasst euch nicht von der Propaganda blenden und am Ende siegt die Liebe, fühlt euch gedrückt. #wirsindmehr #buntundlaut

Eure ma.de