Wow, was für eine bescheidene Nacht, ich bin froh, dass die vorbei ist. Mein Kopf war so voll und ich musste erneut all die Gedanken der letzten Tage und Wochen sortieren und verarbeiten, dass ich einfach nicht einschlafen konnte. Nicht zuletzt wegen Lauras großartigem Fotoprojekt „2 Faces – Zwei Gesichter einer Depression“ kommen in mir viele alte Erinnerungen und Gefühle auf. Wenn auch aus einer gewissen gewonnen Distanz betrachtet, kocht einiges wieder hoch. Damit meine ich nicht, dass ich wieder in eine depressive Phase verfalle, sondern vielmehr, dass ich alles bedacht Revue passieren lassen kann, Kindheit, das Erwachsenwerden, die Gegenwart und das was wohl noch alles auf mich/uns und vor allem unsere Tochter zukommt.

Um die Poente dieses Beitrags gleich vorweg zu nehmen. Auch wenn ich ein sehr emotionaler und empathischer Mensch bin, der sich in der Regel, und vor allem bei wichtigen Entscheidungen, von seinem Bauch leiten lässt, überkommt mich immer wieder mein Kopf. Ich bin ein sehr nachdenklicher Typ, mal mehr mal weniger, der sich immer wieder selbst reflektiert und wirklich versucht aus gemachten Fehlern zu lernen. Auch wenn ich auf die meisten Menschen sehr extrovertiert wirke, für mich überraschender Weise sogar immer wieder als arrogant eingestuft werde, bin ich genau das Gegenteil, nämlich introvertiert und sehr bescheiden. Ich denke, dass dies einer der Gründe ist warum ich dieses ausgeprägte Mitteilungsbedürfnis in mir trage. Mir geht es dabei gar nicht, dass ich hier oder generell Mitleid ernten möchte, sondern vielmehr, dass ich zum einen „richtig“ verstanden werde und zum anderen, dass ich die schönen Momente gern mit so vielen Menschen wie möglich teilen möchte.

Ich hab‘ nie groß Werbung für diesen Blog und die dort verfassten Artikel gemacht, aber er begleitet mich schon viele Jahre und stellt für mich die reinste Therapie dar. Hier kann ich mir meinen Frust von der Seele schreiben, aber eben auch einfach meine Gedanken mit euch teilen, was mir sehr viel wert ist. Daher möchte ich einfach 1 x aufrichtig DANKE sagen an der Stelle, dass ihr mich schon so lange begleitet, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.

Doch nun zurück zum Thema. Wie gesagt, ich liebe es zu schreiben, es ist für mich eine Art Ventil, um meine Festplatte wieder zu defragmentieren. Sicherlich gibt es etliche Mitmenschen, die fähiger sind Worte zu Papier zu bringen, aber es macht mir einfach Spaß, sehr viel Spaß. Und damit sind wir schon beim springenden Punkt, der der Trigger für diesen Beitrag ist, zumindest einer davon. Vor Kurzem hatte ich mit meiner besten Freundin geschrieben, dass ich mich mein ganzes Leben schon darüber ärgere bzw. extrem traurig bin, dass ich eigentlich nichts so wirklich gut bzw. außergewöhnlich gut kann, zumindest ist das meine subjektive Wahrnehmung. Während andere ein Musikinstrument erlernt haben, große Erfolge in einer bestimmten Sportart erreichten oder/und künstlerisch extrem talentiert waren/sind, dümpelte ich immer so vor mich hin, ich habe nie den notwendigen Ehrgeiz an den Tag gelegt bzw. nicht den letzten Biss gehabt, um mich vom Durchschnitt abzuheben. Vielmehr war ich auch in dem Bereich eher der Generalist, habe nahezu alles ausprobiert, ob Judo, Schach, Tischtennis, Schießverein, Handball, Pfadfinder oder eben Basketball. Letzteres begleitet mich mittlerweile, mit diversen Pausen, seit ich neun Jahre alt bin und hat mir immer große Freude bereitet, aber selbst dort überwiegte letztendlich die Frustration, weil der große Durchbruch, der sportliche Erfolg und damit die Bestätigung stets ausblieb. Ich liebe es Basketball zu spielen, nach wie vor, und daran wird sich auch Zeit meines Lebens nichts ändern, aber ich war dort schon immer der Außenseiter. Das einzige Mal als ich dort persönlich Erfolge erreichte, war als ich die Basketball-AG an unserer Schule leitete und die Jungs bei Jugend trainiert für Olympia extrem erfolgreich waren. Ich sag‘ mal so, mit zunehmendem Alter und abnehmender Fitness wird sich daran vermutlich auch so schnell nichts ändern. Früher war es das optische Erscheinungsbild, Stichwort Docs und pinke Haare, und die Tatsache, dass mein Gymnasium ca. eine Stunde Fahrzeit entfernt war und ich deswegen nie fester Bestandteil der Mannschaft war. Heute ist es die Tatsache, dass ich meinem eigenen persönlichen Anspruch nicht gerecht werde. An der Fitness kann ich zwar arbeiten und das habe ich auch, aber selbst dann scheint es einfach nicht (mehr) zu reichen, um einen signifikanten Beitrag zum Team beizutragen. Hinzu kommt, dass es für mich extrem frustrierend war und ist, alles in Bewegung zu setzen, um überhaupt am Stuttgarter Ligabetrieb teilzunehmen und ich dann nicht annähernd die Spielzeit erhalte, um zu beweisen was ich wirklich kann. Wie ich bereits sagte, bin ich sehr selbstreflektiert und ich meine auch kritikfähig zu sein. Daher sind mir neben meinen Stärken auch meine Schwächen absolut bewusst, das gilt auch für Basketball. Klare Stärken sind Teamgeist, Rebounds, Defense und nicht zuletzt Mitteldistanzwürfe. Schwächen sind nach wie vor offensichtlich die Kondition und die Unfähigkeit mir Spielzüge nicht nur zu merken, sondern auch konsquent spielen zu können und damit für Verwirrung auf dem Feld zu sorgen. Aber Schluss mit dem Jammermonolog, ich wollte mich nur mal wieder erklären, sorry.

Und als würden all diese Hobbies und Leidenschaften nicht reichen und genug Chaos in meinem Kopf/Herz verursachen, habe ich mich jetzt auch noch dazu entschieden mich intensiver für Streetart zu interessieren und mich dort proaktiv, mit diversen eigens designten Stickern und PasteUps, einzubringen. Daneben habe ich eine weitere Leidenschaft für mich etndeckt, das Singen. Dank der drei Jahrzehnte andauernden Freundschaft zur besten Zitronenhaigang der Welt auuuuus Marbach, durfte und darf ich dort vereinzelt Gastauftritte absolvieren und unser gemeinsames Lied „verwaschenes Herz – eine Hymne“ zum Besten geben, danke auch dafür, Jungs.

Eigentlich wollte ich auch noch zum Thema „BIM in der Ausbildung an deutschen Hochschulen“ promovieren, aber das habe ich aus Gründen an den Nagel gehängt. Zudem wollte ich ein Buch mit dem Titel „Alle die mich kennen…“ schreiben, die Motivation sollte aus den vorherigen Zeilen klar erkennbar sein, aber auch daraus ist, bis auf das erste Kapitel, das seit Jahren darauf wartet fortgeführt zu werden, nichts geworden und dafür trage ich komplett alleine die Verantwortung.

Kurzum, ich tanze offensichtlich auf zu vielen Hochzeiten und möchte irgendwie überall dabei sein und dadurch bleiben andere Dinge leider auf der Strecke, man kann einfach nicht alles machen. Es wäre auch schlichtweg nicht möglich an so vielen Dingen parallel zu partizipieren, wenn ich nicht den familiären Rückhalt hätte und hier sooooo viel Verständnis für mich und meine Macken aufgebracht werden würde, auch dafür vielen Dank. Vielleicht ist ja auch genau das meine Stärke, weil ich viele Dinge gut kann, aber eben nichts herausragend. Eine Sache ist mir, nach dem Austausch mit Nalle, dann doch noch eingefallen. Dort denke ich, bin ich wirklich stark und zwar mein Beruf. Das ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit und viele würden sich vermutlich wünschen, dass ihnen deren Beruf (mehr) Spaß macht und sie deren Tätigkeit derartig bestätigt. Also sollte ich wohl einfach mit dem zufrieden und dafür dankbar sein, für das was ich bereits habe, und nicht ständig danach lechzen was es noch alles mehr sein könnte, denn da gibt es keine Grenzen.

Bevor ich hier vorerst schließe, will ich aber eine Sache festhalten, die mir nicht nur extrem wichtig, sondern vermutlich sogar die Quintessenz des Beitrags ist. Vergesst bei allem was ihr tut nie den Spaß und lasst euch nicht (ausschließlich) vom Leistungsdruck motivieren oder gar treiben. Wenn man eine Sache wirklich gut machen möchte, dann darf der Spaß nicht ausbleiben, ohne Spaß bricht die Leistung definitiv irgendwann ein, bei dem einen früher und bei anderen später. Und manchmal bedarf es eben auch Entscheidungen, die einem das Herz brechen, um Türen für andere Dinge zu öffnen.

Ich finde es extrem erschreckend wie viel Leistung schon Kindern heutzutage abverlangt wird, ob sportlich, schulisch oder rein gesellschaftlich. Das ist schlichtweg nicht fair und dazu tragen wir alle ein Stück weit bei. Wir sollten versuchen unsere Kinder Kinder sein zu lassen, so lange es irgendwie geht, und sie darin unterstützen was sie machen wollen und was sie erfüllt, in dem Sinne.

eure ma.de